Interview geführt mit Malte Waider, Osteopath und Mitgründer der Praxisgemeinschaft Out of Seven in Berlin. Herr Waider behandelt in seiner Praxis, mit vier weiteren Therapeut*innen, Patient*Innen mit den unterschiedlichsten Beschwerden. Sein Fokus liegt neben der Behandlung von Erwachsenen bei der Schwangerschafts- und Kinderosteopathie. Darüber möchten wir uns nun im Folgenden genauer unterhalten:
Guten Tag Herr Waider! Was hat Sie dazu bewegt Osteopath zu werden?
Osteopathie liegt bei uns in der Familie. Mein Vater arbeitet ebenfalls als Osteopath. Somit bin ich schon früh mit diesem Beruf in Berührung gekommen. Nach meinem Abitur habe ich in seiner Praxis mitgeholfen. Dies gefiel mir nach einiger Zeit so gut, dass ich mich selbst für ein Vollzeit Studium der Osteopathie entschied.
Wie genau läuft so ein Osteopathie-Studium ab?
Das Studium an sich gibt es erst seit ein paar Jahren. Davor brauchte man eine Physiotherapie Ausbildung, Heilpraktiker Erlaubnis oder Approbation als Arzt, um Osteopathie ausüben zu dürfen. Das Studium dauert 4 Jahre für den Bachelor Abschluss und 5 Jahre für den Master Abschluss. Die Inhalte des Studiums sind in den ersten Jahren größtenteils am Medizinstudium orientiert: Die Student*innen beschäftigen sich beispielsweise mit Physiologie, innerer Medizin und Anatomie. Man lernt die Theorie kennen und wendet das Wissen direkt mittels osteopathischer Techniken an Kommiliton*innen aus. In den letzten Jahren des Studiums sind die Inhalte dann klar auf die Zusammenhänge und Wechselwirkungen im Körper ausgerichtet.
Sie sind einer der Gründer der Praxis „Out of Seven“. Was hat Sie zu diesem großen Schritt bewegt, eine Praxisgemeinschaft zu gründen und was waren Ihre ersten Schritte, um auf sich aufmerksam zu machen?
Selbstständig bin ich eigentlich schon, seitdem ich mein Studium absolviert habe. Zuerst arbeitete ich freiberuflich in einer anderen Praxis, doch dann haben mein bester Freund, welcher ebenfalls Osteopath ist, und ich uns ein Konzept überlegt und unsere eigene Praxis eröffnet. Wir starteten das Ganze als Untermieter in einer Zahnarztpraxis, sind dann irgendwann in eine eigene Praxis gezogen und vergrößerten uns mit noch dazukommenden Freunden, die Ihren Schwerpunkt in der Physiotherapie haben
Die Aufmerksamkeit erreichten wir hauptsächlich über das Internet. Wir haben natürlich auch Flyer etc. verteilt, aber am effektivsten war definitiv das Internet.
Wie entwickelt sich Ihrer Meinung nach das Image der Osteopathie und speziell der Schwangerschafts- und Kinderosteopathie in Deutschland?
Grundsätzlich würde ich sagen, dass sich das Image positiv entwickelt und gerade auch was die Kinder- und Babyosteopathie angeht, werden immer mehr bzw. größer angelegte Studien durchgeführt, welche eben auch die Wirksamkeit der Kinderosteopathie belegen. Generell bekomme ich auch häufig mit, dass Osteopathie in den letzten Jahren in der allgemeinen Bevölkerung publik geworden ist und auch ganz oft als “letzter Anker” empfohlen wird.
Was faszinierte Sie gerade an der Schwangerschafts- und Kinderosteopathie so?
Im Allgemeinen beschäftige ich mich natürlich auch mit der Osteopathie für Erwachsene, nicht nur mit der Schwangerschafts- und Kinderosteopathie. Das Interesse an dieser Materie kam allerdings durch meinen ersten Job. Den hatte ich in einer Praxis, in der nur Babys behandelt wurden. Als dann meine eigene Tochter geboren wurde, stieg dieses Interesse natürlich noch mal mehr. Des Weiteren bin ich davon überzeugt, dass Babyosteopathie sehr effektiv ist. Wovon ich nebenbei auch ein Fan bin, ist, dass ich bei Babys bzw. Kindern eine direkte Reaktion, verbal oder nonverbal, mitgeteilt bekomme und ich somit sicher weiß, ob die Therapie anschlägt oder nicht.
Was kann man sich unter Osteopathie in der Schwangerschaft vorstellen? Wie stehen Sie den werdenden Müttern zur Seite?
Ein ganz großer Teil besteht definitiv in der Beratung, zumal auch häufig werdende Mütter zu mir kommen, die das erste Mal schwanger sind und noch ganz viele Fragen zur Geburt, zum Stillen und zum Alltag mit dem Baby haben. Ich versuche also, den Müttern diese Fragen zu beantworten und ihnen in der ganzen Situation eine Art Stütze zu sein. Des Weiteren werden aber auch typische Schwangerschaftsbeschwerden wieRückenschmerzen, Nackenschmerzen, Sodbrennen von mir osteopathisch behandelt.
Kommen sehr viele Kinder oder Schwangere bereits mit bestimmten Beschwerden zu Ihnen in die Praxis oder werden Sie eher präventiv besucht?
Ich würde sagen, dass das Verhältnis 80 zu 20 ist - 80 % besuchen mich bei spezifischen Beschwerden und 20 % präventiv. Eine vorbeugende Therapie lässt sich allerdings definitiv in der Schwangerschaft empfehlen. Generell empfehle ich jedem eine 1-2 Mal jährliche Behandlung beim Osteopathen, denn ich bin davon überzeugt, dass eine regelmäßige, professionelle Untersuchung und Behandlung den letztendlichen Schaden minimiert.
Wie sieht ein klassischer Osteopathie-Termin für Kinder bei Ihnen aus? Ab wie viel Jahren dürfen die Kinder Sie besuchen?
Das kommt ganz auf die Problematik an. Generell empfehle ich, in den ersten Wochen nach der Geburt erst mal noch auf einen Besuch zu verzichten. Es gibt aber natürlich immer Ausnahmefälle und das kleinste behandelte Baby von mir war beispielsweise erst eine Woche alt.
Auch zum Ablauf gibt es keine bestimmten Regeln, da die Behandlung eben sehr vom Kind bzw. Baby abhängt und wie sich dieses behandeln lässt. Generell gilt natürlich auch hier der Ablauf Anamnese, Untersuchung, Behandlung, aber man muss bei Kindern eben immer schauen, was an einem Termin möglich ist und so kann dieser Plan auch einmal abweichen.
Wie stehen Sie zu Nahrungsergänzungsmitteln und anderen “Helfern” (Ätherische Öle, Blütenwasser, Massagezubehör)? Lassen sich diese mit Ihrer Therapie vereinbaren?
Generell stehe ich Nahrungsergänzungsmitteln positiv gegenüber und vereinbare diese auch mit unserer Therapie. Wir beschäftigen uns in unserer Praxis mit Blutdiagnostik und somit kann von uns erkannt werden, wo gewisse Mängel bestehen und welche Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden sollten. Empfehlungen finden vor allem bei Stresssymptomatiken und bei Schlafproblemen statt. Massagezubehör wird von uns sowieso aktiv genutzt, somit bin vom Nutzen auf jeden Fall überzeugt.
Haben Sie 3 Tipps für den Alltag, um eine anstehende Geburt oder Schwangerschaft leichter zu überstehen?
Vertrauen Sie Ihrem Körper - Werdende Mütter haben ein gewisses Urvertrauen in der Schwangerschaft, welches oft von der Außenwelt negativ beeinflusst wird - Setzen Sie sich bereits während der Schwangerschaft mit dem Stillen und dem kommenden Schlafmangel auseinander - Diese beide Faktoren werden häufig unterschätzt und holen einen dann nach der Geburt ein.
Bewegen Sie sich - Schwangere dürfen sich bis zum letzten Tag vor der Geburt körperlich betätigen (natürlich in einem gewissen Rahmen!); Bewegung mobilisiert den Körper und beeinflusst die Geburt positiv
Wo kann man Sie finden, wenn man eine Beratung sucht?
Unsere Praxis befindet sich in Berlin, Neukölln-Kreuzberg. Termine können per Telefon unter 030 40 36 38 25 vereinbart werden oder online unter www.outofseven.de gebucht werden.