Jeannine Dubau erzählt über das Erschöpfungssyndrom und dessen Behandlung in der Naturheilkunde

Interview geführt mit Jeannine Dubau, Heilpraktikerin aus Berlin. Frau Dubau beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Natur- und Pflanzenheilkunde und behandelt Patienten mit Stoffwechselbeschwerden, Erschöpfung, Darmbeschwerden und Kinderwunsch. Im folgenden Interview möchten wir uns näher über das sogenannte Erschöpfungssyndrom bzw. Müdigkeitssyndrom (CFS) unterhalten - eine ernstzunehmende, oft verharmloste, chronische Krankheit.

Guten Tag Frau Dubau! Was hat Sie dazu bewegt, Heilpraktikerin  zu werden?

Als Heilpraktikerin verstehe ich mich als Bindeglied zwischen dem Heil und dem Leid der Menschheit. Durch mein Studium habe ich verschiedene Schlüssel kennengelernt, die dem Leid wieder die Tür zum Heil öffnen. Für mich sind die beiden wichtigsten Schlüssel dabei die Pflanzenheilkunde und die Homöopathie. 

Als ich bereits in jungen Jahren die Heilkräfte der Kräuter und Pflanzen kennenlernen durfte, war für mich klar, dass ich die heilbringende Kraft der Pflanzen wieder zum Menschen bringen möchte. Später kam dann die Homöopathie zu mir. Zuerst habe ich ihre mysteriöse Heilkraft am eigenen Leibe erfahren. Dann wollte ich mehr wissen und schnell hat sich das Prinzip „Ähnliches mit Ähnlichem“ zu heilen, wie ein fortwährender Prozess der Erleuchtung in meinem Leben ausgebreitet. Meine Arbeit ist für mich ein Dienst für das Leben.

Wenn Sie die Naturheilkunde in einem Satz beschreiben müssten?

Die Naturheilkunde stellt unseren Kontakt zu unserer inneren Natur wieder her und heilt, indem sie die innewohnende Lebenskraft wieder ins Fließen bringt.

Was waren Ihre ersten Schritte, um auf sich und Ihre Praxis aufmerksam zu machen?

Das waren einige kleine Schritte .... Einmal habe ich zum Beispiel auf dem Straßenfest, das jährlich in der Straße meiner Praxis in Berlin Pankow stattfindet, Augendiagnose zum Probieren angeboten.

Haben Sie in Ihrer Praxis eine gewisse Spezifizierung?

Aufgrund persönlicher Interesse und der Bedürfnisse der heutigen Zeit habe ich mich über die Jahre auf einige Krankheitsbilder spezialisiert. Die Schwerpunkte in meiner Praxis liegen rund um das Thema Verdauung und Darmgesundheit, chronische Schmerzbehandlung, Erschöpfungssyndrom / Fatigue und Kinderwunschbehandlung.

Sie beschäftigen sich in Ihrer Praxis mit dem Erschöpfungssyndrom bzw. Müdigkeitssyndrom. Können Sie uns kurz erläutern, was damit gemeint ist, welche Ursachen und welche Symptome es gibt?

Das chronische Erschöpfungssyndrom oder chronisches Müdigkeitssyndrom (englisch: chronic fatigue syndrome, abgekürzt CFS oder Fatigue) ist eine ernstzunehmende, chronische Erkrankung, die körperlicher, geistiger und psychischer Ebene gleichermaßen betreffen kann. Leitsymptom ist eine rasche und lang anhaltende geistige und körperliche Erschöpfung bis hin zur Pflegebedürftigkeit. Die Krankheit wird noch immer unzureichend beachtet und bleibt daher unerkannt. Es gibt in der Regel keine äußeren Erkennungsmerkmale und nicht selten zweifeln Betroffene an ihrer Selbstwahrnehmung. Infolgedessen wird CFS häufig verharmlost, nicht ernst genommen oder als psychische Erkrankung fehl diagnostiziert.

Die Ursachen des CFS/ME scheinen vielfältig noch nicht vollständig bekannt. Häufig geht dem Krankheitsbild eine virale, bakterielle oder parasitäre Infektion voran. Besonders häufig tritt das CFS nach dem Eppstein-Bar Virus und aktuell auch als Folge des Corona Virus auf. Eine Tumorerkrankung mit Chemotherapie oder Erkrankungen des Nervensystems, wie z.B. MS, kommen auch als Ursache in Betracht. Aber auch die posttraumatische Belastung, Halswirbelsäulen-Traumata und schwere toxische Belastungen stehen in Verdacht, das CFS/ME auszulösen. Studien zufolge sind Frauen drei-mal häufiger betroffen als Männer und kaum ein anderes Krankheitsbild kann die Lebensqualität der Betroffenen so stark reduzieren wie CFS/ME.

Die Symptome können vielfältig sein. Besonderes Merkmal ist die bleierne Müdigkeit und schnelle Erschöpfbarkeit gepaart mit Belastungsintoleranz. Dabei kommt es nach körperlicher oder geistiger Belastung z. B. Sport oder eine Prüfungssituation zu einem meist über Tage anhaltenden Erschöpfungszustand sog. postexertionelle Fatigue. Hier kann bereits der Toilettengang oder ein einfaches Telefon mit einem Freund zur Qual werden. Hinzu kommen kognitive Störungen wie Konzentrations- und Gedächtnisschwäche und psychische Labilität bis hin zu Wesensveränderungen. Oft klagen die Betroffenen auch über Infektanfälligkeit, Kurzatmigkeit, Schlafstörungen, Libidoverlust und allgemeine Lustlosigkeit.

Wie läuft eine Therapie bei diesem Erschöpfungssyndrom ab?

Die Therapie ist in erster Linie individuell. Zuerst suchen wir nach der Ursache der Fatigue. Aktuell tritt vermehrt das Post- oder Long-Covid Syndrom auf - eine Fatigue, die nach durchgemachter Covid Erkrankung auftreten kann. In Fällen von CFS nach Virusinfektionen müssen wir unbedingt die leeren Depots des Körpers mit speziellen Vitaminen und Mineralstoffen wieder auffüllen. Im Kampf gegen den Virus schickt der Körper alle Reserven an die Front und zerrt ggf. an den letzten Kräften. Eine immunstärkende und weiterhin antivirale Behandlung mittels Pflanzenheilkunde, Vitalpilzen und ausgewählten Nährstoffen hat sich bewährt. Gleichzeitig arbeite ich immer auch homöopathisch und wähle das entsprechende Mittel anhand der Person, die mir gegenüber sitzt. 

Die solide Basis jeder Therapie ist natürlich genügend Schlaf, Entspannung und eine vitale Ernährung. Ich empfehle meinen Patienten, bei der Wahl ihrer Lebensmittel auf biologische Produkte aus der Region und Saison zu setzen.

In allen Fällen des Fatigue Syndrom müssen die Betroffenen lernen, nicht bis an Ihre Belastungsgrenzen zu gehen, sondern vorher eine Pause oder einen Stopp zu machen. Die Therapie braucht Geduld und Selbstfürsorge, aber bei guter Compliance habe ich schon viele Behandlungserfolge beobachten dürfen.

Die Darmsanierung wird ebenfalls bei der Therapie des Erschöpfungssyndroms empfohlen. Woran liegt das? Wie beeinflusst der Darm den menschlichen Organismus in diesem Zusammenhang?

Kurz gesagt: Der Darm ist der Mittelpunkt unseres Körpers. Hier wird entschieden, wer rein darf und wer wieder rauskommt. Wenn das nicht gut funktioniert, können sich unangenehme Staus bilden, bei denen sich z. B. durch Gärungen oder Fäulnis belastende Stoffe bilden können. Zusätzlich können über eine angegriffene Darmflora auch belastende Stoffe in den Körper gelangen und dadurch den Körper bei Fatigue weiter schwächen.

Welche Heilpflanzen sollte jeder von uns kennen und zuhause haben?

Vor allem sollten es heimische Kräuter sein. Denn nur da können wir sicher sein, dass wir wirklich dieselbe Sprache sprechen. Heilen ist Verständigung. Die Heilkraft ist am stärksten, wenn wir die Pflanzen eigenhändig sammeln und zubereiten. 

Als Basispaket empfehle ich gerne:

• Brennnessel - für die Entgiftung und zur Stärkung durch Blutbildung

• Schafgarbe - um innere und äußere Wunden zu heilen, zur Entkrampfung und als Bitterdroge

• Thymian - wirkt wunderbar antibakteriell, antiviral und schleimlösend bei Erkältungskrankheiten

Was sind Ihre drei Tipps für ein gesundes Leben bis ins hohe Alter?

• Ein Leben im Rhythmus und Verbundenheit mit der Natur

• Nährende Beziehungen

• Ein mit Sinn erfüllter Alltag