Humasana führt das Interview mit Juliane Horn, Osteopathin D.O., Physiotherapeutin und Heilpraktikerin in Hamburg und Schwerin. Frau Horn hilft Ihren Patienten bei den unterschiedlichsten körperlichen Beschwerden und sorgt somit für Wohlbefinden im Alltag. Wie Sie in Form bleiben können, verrät uns Frau Horn anhand ihrer langjährigen Erfahrungen.
Guten Tag Frau Horn! Was hat Sie dazu bewegt, Osteopathin und anschließend Heilpraktikerin zu werden?
Die Osteopathie ist ein ganzheitliches Konzept, welches den ganzen Menschen betrachtet und nicht nur einzelne Symptome. Ich versuche die Ursachen der Erkrankung/ des Schmerzes / der Symptome zu erforschen. Manchmal ist es eine ,,Detektivarbeit``. Wenn Sie beispielsweise Rückenschmerzen in der Lendenwirbelsäule haben, kann das tausend Ursachen haben, z.B. einen Beckenschiefstand, eine alte Verletzung am Knie oder Fuß, oder Verdauungsbeschwerden, falsche Ernährung oder eine nicht optimale Darmflora.
Welche Ausbildung haben Sie absolviert, um Osteopathin zu werden?
Zuerst habe ich die Ausbildung zur Physiotherapeutin absolviert und direkt im Anschluss eine 5 jährige Ausbildung zur Osteopathin in Teilzeit gemacht. Da die Osteopathie zur Heilkunde zählt und nur Ärzten/innen und Heilpraktikern/innen vorbehalten ist, folgte für mich die Heilpraktikerausbildung, um als Osteopathin praktizieren zu dürfen.
Um auf dem aktuellen Stand der Entwicklung zu bleiben, besuche ich regelmäßig Weiterbildungskurse, denn das Lernen hört nie auf.
Wie entwickelt sich, Ihrer Meinung nach, die Wahrnehmung der Osteopathie in Deutschland?
Vor 20 Jahren war die Osteopathie in Fachkreisen und unter der Bevölkerung noch weniger bekannt, als es heute der Fall ist. Mittlerweile sind die Patienten besser informiert und offener für alternative Behandlungsmethoden. Es hat viel zur Anerkennung der Osteopathie beigetragen, dass die privaten Krankenkassen die Kosten der Behandlung übernehmen und die gesetzlichen Krankenkassen sie bezuschussen. Die Sparpolitik der Krankenkassen betrifft allerdings leider auch die Bezuschussung der Kosten, obwohl es Studien gibt, die belegen, dass Osteopathie den Menschen hilft schneller gesund zu werden.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf am besten?
Herauszufinden, woher die Ursachen und Beschwerden kommen ist das, was mich an meinem Beruf fasziniert. Ich sehe den Körper wie ein riesengroßes Stromnetz, mit Leitungen und Knotenpunkten. Das ist jetzt natürlich sehr vereinfacht , aber erklärt auch, wie alles miteinander verknüpft ist. Der Muskel fängt nicht von alleine an zu verspannen, der Wirbel blockiert nicht grundlos, es ist fast immer ein Nerv / Gewebe, das irritiert ist und falsche Informationen an das Gehirn weiterleitet. Ein Großteil lässt sich auf die Neurologie zurückführen.
Was sind die häufigsten Beschwerden, mit denen Patienten zu Ihnen kommen?
Patienten mit chronischen Erkrankungen, mit Autoimmunerkrankungen, Neurodermitis, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen/ Migräne, Gelenkbeschwerden, Kiefergelenksbeschwerden, Herzproblemen, Verdauungsbeschwerden und auchSchwangere und Kinder. Vorsorge sollte auch im Bereich der Osteopathie stattfinden, um eventuelle Fehlstellungen und Funktionsstörungen frühzeitig erkennen und behandeln zu können.
Haben Sie sich auf einen bestimmten Bereich in der Osteopathie spezialisiert?
Ich behandle alle Patienten/innen die zu mir kommen. Ein Osteopath/in sollte alle drei Teile der Osteopathie beherrschen: parietale (Knochen, Muskeln, Gelenke), kraniale( Nervensystem) und viszerale(Organe) Osteopathie. Nur wer alle drei Teile beherrscht, kann auch ganzheitlich behandeln. Einer meiner Spezialisierungen ist z.B die Sportosteopathie.
Sportosteopathie - was ist genau damit gemeint und wer sollte sich davon angesprochen fühlen?
Sportosteopathie ist für alle Menschen, die sich sportlich betätigen, sowohl Leistungssportler/innen als auch Breitensportler/innen. Grundlage für körperliche Leistung ist die Funktions-und Koordinationsfähigkeit des Körpers. Osteopathie hilft das optimale Zusammenwirken der besonders beanspruchten Körpersysteme zu verbessern. Durch Osteopathie lassen sich Fehlstellungen und muskuläre Dysbalancen korrigieren und somit Verletzungen präventiv vermeiden. Es geht um das Auffinden von funktionellen, strukturellen, koordinativen und systematischen Defiziten. Osteopathie fördert die Reaktionsfähigkeit, bringt den Körper in ein natürliches Gleichgewicht, trägt zur Verbesserung der Energiereserven bei und fördert die Stärkung des Immunsystems.
Was kann man unter NLP verstehen und für welche Beschwerden eignet sich diese Behandlungsmethode?
Neuro-Linguistisches-Programmieren ist eine Form der Psychotherapie. Die Methoden des NLP können therapeutisch genutzt werden z.B. um unerwünschte Verhaltensweisen zu ändern und einschränkende Einstellungen/ Glaubenssätze durch nützlichere zu ersetzen, um die Kommunikationsfähigkeit mit sich selbst und anderen zu verbessern. Insbesondere bei der Behandlung von Phobien werden NLP-Strategien eingesetzt. Die NLP-Modelle zur persönlichen Veränderung sind vielfältig und nachhaltig.
Wie stehen Sie zu Nahrungsergänzungsmittel und anderen “Helfern” (Ätherische Öle, Bachblüten, Massagezubehör)? Lassen sich diese mit einem gesunden Lebensstil in Verbindung bringen und können Sie vielleicht sogar bei ihrer Therapie ergänzend verwendet werden?
Ja, insbesondere Bachblüten halte ich für eine wertvolle Ergänzung der Therapie. Negative seelische/emotionale Verhaltensmuster können Auslöser für körperliche und seelische Krankheiten werden, bzw. die Ausheilung bestehender Krankheiten verhindern. Die Bachblüten-Therapie ist eine seelische Regulations- und Umstimmungstherapie. Ihr Ziel ist die Reharmonisierung negativer seelischer/ emotionaler Verhaltensmuster, wodurch die Aktivierung der eigenen Selbstheilungskräfte wieder ermöglicht wird.
Ich befürworte durchaus Nahrungsergänzungen. Insbesondere halte ich Vitamine und Mineralien für wichtig, aber nur da wo sie von Nöten sind, wo also ein echter Mangel besteht. Es sollte darauf geachtet werden Präparate in Bio-Qualität, als Monopräparat einzunehmen, die individuell getestet und persönlich auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt sind.
Welche praktischen Ratschläge haben Sie, die wir alle umsetzen sollten, um gesund und fit zu bleiben?
Keep it simple - Versuchen Sie so wenig verarbeitete Lebensmittel wie nötig zu verzehren mit wenig chemischen Zusatzstoffen. Konsumieren Sie tierische Fette in kleinen Mengen und bereiten Sie Ihr Essen frisch zu.
Halten Sie sich fit mit Yoga. Ich benutze Yoga wie eine Apotheke, es gibt bestimmte Übungen, die gezielt auf bestimmte Organe wirken, es gibt Übungen z.B. für die Leber und wenn Ihre Leber immer etwas belastet ist oder träge, dann sollten Sie diese Übungen regelmäßig machen.
Kräftigen Sie Ihre Muskeln mit Pilates. Pilates ist ein systematisches Ganzkörpertraining zur Kräftigung der Muskulatur, besonders Bauchmuskulatur, Beckenboden- und Rückenmuskulatur. Vor allem die kleinen Muskeln in der Wirbelsäule.
Schlafen Sie ausreichend - Ein erholsamer Schlaf von 7-8 Stunden hilft dem Körper, sich zu regenerieren. Nachts repariert unser Körper alles, was nicht ganz in Ordnung ist, alte Zellen werden vernichtet, Zellen mit Fehlern ausgesondert, mentaler Müll aussortiert. Quasi eine kleine Wartung und Optimierung Ihres Systems.
Vorsorge - Gehen Sie 1 bis 2 mal im Jahr zum Osteopathen/in und lassen Sie sich durchchecken.